In unserer Erde. Grabfunde des frühen Mittelalters
Unter dem Titel “In unserer Erde. Grabfunde des frühen Mittelalters” präsentiert das Diözesanmuseum in Rottenburg seit dem 18. Oktober 2020 einzigartige Kunst- und Gebrauchsgegenstände aus der Zeit zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert. „Mit teils bislang der Öffentlichkeit nicht vorgestellten Objekten zeigen wir den Besucherinnen und Besuchern die Vielfalt an kulturellen Identitäten dieser Epoche“, sagt Museumsleiterin Dr. Melanie Prange.
Die Jahresausstellung vereint Fundstücke aus den reichhaltig und oft vollständig erhalten gebliebenen Sülchen-Gräbern bei Rottenburg sowie Exponate der archäologischen Sammlungen des Landes Baden-Württemberg. Am Übergang zum Christentum steht das Frühmittelalter dabei als Epoche des Wandels, die von Mobilität, Austausch sowie der Vernetzung unterschiedlicher Kultur- und Glaubensräumen geprägt war. Die Ausstellungsbesucher können sich so auf byzantinische Schmuckobjekte, burgundische Fibeln, langobardisch geprägte Goldblattkreuze oder auch auf Bernsteinfunde aus Nordeuropa freuen.
Die mit ältesten ausgestellten Zeugnisse christlichen Lebens im Südwesten stammen aus den Grabungen bei der Sülchenkirche, ein im süddeutschen Raum einzigartiger Platz, der seit dem 6. Jahrhundert ununterbrochen als Bestattungsort genutzt wird und auf dem Archäologen bislang rund 300 Gräber fanden, von denen etwa 80 auf das frühe Mittelalter datieren. Zu sehen gibt es im Diözesanmuseum aber auch andere einzigartige Kostbarkeiten wie die Beigaben des sogenannten „Schwenninger Frauengrabs“ aus dem frühen 6. Jahrhundert.
„Die zum Teil singulären Artefakte führen uns vor Augen, dass unsere Vergangenheit immer noch unbekannte Seiten hat. Immer wieder gibt die Erde Schätze preis, die neue Blicke auf uns scheinbar bekannte Epochen ermöglichen“, fasst Museumsleiterin Dr. Prange zusammen. Anhand des Gräberfelds in Sülchen und der ebenfalls dort entdeckten drei Vorgängerbauten der heutigen Sülchenkirche wird zum Beispiel deutlich, dass die Siedlung vom Frühmittelalter bis mindestens in die Zeit der Ottonik eine zivilisatorische Bedeutung für das Umland besessen haben muss. Viele Sülchener Grabbeigaben zeigen dabei fränkische oder burgundische Einflüsse, so etwa eine Zierscheibe aus einem Mädchengrab (Mitte 6. Jh.), die in dieser Form in Nordostfrankreich in Mode war. Die Waffenausstattung der Männergräber ist in Sülchen im Vergleich zu anderen Orten der näheren Umgebung reduziert, weswegen die Siedlung als administratives Zentrum unter fränkischer Herrschaft interpretiert wird. Unter den wenigen Waffen, die gefunden wurden, befinden sich jedoch archäologische Highlights z. B. ein Kurzschwert, dessen außergewöhnlich gut erhaltene Lederscheide zeigt, wie aufwendig Gebrauchsgegenstände gestaltet und verziert wurden.
Dokumentarfilm »Die Sülchenkirche« feiert Premiere
Die 120 Zuschauerinnen und Zuschauer genossen die stimmige Open-Air-Atmosphäre an diesem Spätsommerabend sichtlich und zeigten sich hernach beeindruckt von der reichen Geschichte Sülchens.
Der Film von Regisseur Dominik Wessely verdichtet in 45 Minuten ein breites Themenspektrum. Es geht um die archäologischen Funde, die bei den Ausgrabungen in Sülchen in den vergangenen Jahren gefunden wurden und die unter anderem Aufschluss geben über die frühchristliche Bestattungskultur vor 1400 Jahren. Die Dokumentation zeigt aber auch das Geheimnis der Entstehung der Sülchenkirche und die Geschichte der Christianisierung des Südwestens.
Nach der Premiere sprachen Bischof Gebhard Fürst (auf dem Podium) und Regisseur Dominik Wessely (live aus Berlin zugeschaltet) vor dem Publikum mit Bischofsreferentin Karin Schieszl-Rathgeb über Motivation und Entstehung des Dokumentarfilms.
Sproll anniversary 2020
He was the only German Catholic bishop who was expelled from his diocese by the Nazis during the Third Reich: Joannes Baptista Sproll. Despite his fearless resistance, Bishop Sproll did not make it into German collective memory. In his diocese, however, he was and is still venerated as the “confessing bishop” because of his negative attitude towards National Socialism.
In 2020, Sproll’s 150th birthday and his return from exile 75 years ago were commemorated. A memorial site communicates the life and work of the bishop for visitors. Its opening, planned for 2020, is still pending due to the ongoing pandemic.
Dreharbeiten für neuen Sülchen-Film
Bild: Matthias Franz
Dreharbeiten in der Sülchenkirche in Rottenburg: Am Montag war den ganzen Tag ein Filmteam der Filmproduktionsfirma Tellux in der Sülchenkirche am Werk.
Regisseur Dominik Wessely und sein Team drehen seit mehreren Wochen einen Dokumentarfilm über die Sülchenkirche und die frisch renovierte Bischofsgruft.
Weitere Drehtermine stehen an. Unter anderem wird das Filmteam am kommenden Sonntag, 3. November, die Glockenweihe in Sülchen dokumentieren.
Wann der Film fertig ist und wo er zu sehen sein wird, ist noch nicht bekannt.
Neue Glocke für die Sülchenkirche
Die größere a‘-Glocke, die für den neuen Glockenstuhl von Sülchen gegossen wurde, ist der heiligen Martha gewidmet. Martha war die ältere Schwester der Maria von Bethanien und gehörte zum engeren Freundeskreis Jesu. Sie gilt als Patronin der Häuslichkeit. Die kleinere e“-Glocke ist Sankt Meinrad gewidmet, dem Heiligen aus dem Sülchgau. Meinrads geistliches Leben war geprägt von strenger Askese und großer Gastfreundschaft. Nach ihm ist das Kloster Einsiedel im Kanton Schwyz benannt.
Wilfried Ensinger, Träger des päpstlichen Silvesterordens, hat die beiden Glocken samt Glockenstuhl gespendet.
St. Meinrad and the Meinrad Trail
Meinrad was born shortly before 800 in Sülchgau near Rottenburg. His parents sent him to the then famous monastery school on the island of Reichenau for education, where he later became a priest and monk. Abbot Erlebald sent the exemplary monk as a teacher to a small monastery on Lake Zurich. But Meinrad felt a great longing for a life of solitude. He moved as a hermit to the southern shore of the lake and around 835 finally to the “Dark Forest”, where he lived for 26 years. Meinrad cultivated an intense life of prayer, was hospitable and gave gifts to the poor who visited him. On 21 January 861, two robbers visited the hermit. Meinrad hospitably entertained them both, but he was slain by them out of greed. Meinrad’s body was taken to the Reichenau and buried there. His relics returned to Einsiedeln for the consecration of the second monastery church in 1039.
In May 2019, Bishop Dr Gebhard Fürst opened a new bicycle pilgrimage route in Rottenburg called the “Meinradweg”. It begins at the Sülchenkirche, the baptismal church of St Meinrad, leads via the Archabbey of Beuron to the World Heritage Site of Reichenau Island and from there via the Benedictine Monastery of Fischingen to the largest place of pilgrimage in Switzerland, the Monastery of Einsiedeln. The approximately 275 kilometres of the Meinrad Trail can be mastered in four daily stages. St. Meinrad is considered the “martyr of hospitality”. So the Meinradweg with its monasteries and cycle path churches invites you to experience hospitality. More information is available at meinradweg.com.
At the opening ceremony of the Meinradweg, Bishop Dr Gebhard Fürst also unveiled a statue of the saint at the Sülchenkirche. The statue was sculpted by Ralf Ehmann from Untersberg marble from the Salzburg area. For some years now, there has also been a relic of St Meinrad in the Sülchenkirche, which was given by the Einsiedeln monastery.