Installation / Intervention (2021)
Ripstop-Nylon, Sandsäcke, Gebläse mit Timer
2000 × 250 × 50 cm

„Fort Comfort“ ist eine urbane Intervention, die einen hochfrequentierten Ort temporär in zwei Flächen unterteilt. Ein etwa 20 Meter langer Zaun aus Ripstop-Nylon türmt sich einmal alle ein bis zwei Minuten auf und eignet sich einen Raum an. Wenige Sekunden später wird der Luftstrom unterbrochen und die stramm stehenden Pfeiler der textilen Barriere sacken kraftlos in sich zusammen.

Was zunächst aussieht wie ein riesiges Spielzeug, ist eine Konfrontation mit einer willkürlich gezogenen physischen Grenze, die plötzlich und wie aus dem Nichts erscheint. Durch die Übersetzung in ein textiles Objekt wird der Zaun seiner Festigkeit und Undurchlässigkeit beraubt. Er wird fragil und vulnerabel, was sich besonders zeigt, wenn der Luftstrom unterbrochen wird und er seine Statik verliert. Die Installation lädt dazu ein, sich in Bezug zu ihr zu setzen. Manche positionieren sich diesseits, andere jenseits der durchlässigen Grenze. Dabei passiert es ironischerweise, dass man zu den Menschen auf der anderen Seite eine Verbindung sucht, solange der Zaun da ist, aber nichts mehr mit ihnen anfangen kann, sobald er verschwindet.

Zäune sind Grenzen, die Menschen aus verschiedenen Gründen errichten. Häufig spielt dabei ein Schutzbedürfnis eine große Rolle. Die meisten dieser Grenzen sind unsichtbar und befinden sich im Zwischenmenschlichen. Zäune sind der physische Ausdruck einer Angst vor Verwundbarkeit. Doch was passiert, wenn die Komfortzone verlassen und Grenzen abgebaut werden? Ist die Angst vor Verwundbarkeit gerechtfertigt oder ist das Zeigen dieser Verwundbarkeit nicht letztlich eine Stärke? Die Installation lässt sich als Metapher für die Grenzen des Zwischenmenschlichen, aber auch ganz wortwörtlich als entzweiende physische Barriere lesen. Sie stellt die Frage danach, wie begründet unsere Angst vor Verwundbarkeit ist und wo ein Zaun wirklich Sinn macht. Wie sehr beschränkt unser eigenes Schutzbedürfnis das von anderen?

Text: Moritz Urban