Das künstlerische Schaffen des aus Ellwangen stammenden Rudolf Kurz bestimmen Stein- und Metallarbeiten. Dabei variieren grob bearbeite, kraftvolle Strukturen mit fein geschliffenen, hauchzarten Oberflächen. Indem der Bildhauer sich auf die Darstellung des Torso beschränkt, sind die Arbeiten in ihrer Aussage besonders eindringlich. Vor allem jene Torsi, bei denen das Material durch Ritzungen und Brüche im wahrsten Sinne »verletzt« wurde, rufen über Jahrhunderte hinweg tradierte christliche Motive in Erinnerung. Mit seinen jungendlichen, schönen Körpern, deren Silhouette durch grobe Einschnitte gebrochen ist, übersetzt Kurz die Märtyrerdarstellungen vergangener Zeiten in eine zeitgenössische Bildsprache.

Besonders augenscheinlich werden die Bezüge zur christlichen Ikonographie in dem männlichen Torso, der entweder einen ihn niederdrückenden Stahlbalken trägt oder an einen solchen geheftet ist. Die Konzentration auf die qualvollen Körperhaltungen, den aufgerauten Stein und die scharfkantigen Bruchstellen machen die Verletzungen des gemarterten Heilands noch intensiver nachvollziehbar als traditionelle Kreuzigungsdarstellungen.Gerade der Themenkreis von Tod, Auferstehung und ewigem Leben durchzieht das Schaffen des Künstlers. Ist der Verweis der männlichen Torsi auf die Passion Christi besonders prägnant, so lassen sich seine gemalten „Lichtstücke“ in metaphorischem Sinn als Verbildlichung des Himmlischen und Überirdischen lesen.

Um die Traditionslinien der christlichen Bildmotive vom Mittelalter bis zur Gegenwart aufzuzeigen, werden die Werke von Rudolf Kurz in der Sonderausstellung zusammen mit den Exponaten des Diözesanmuseums präsentiert. Dabei entstehen spannungsvolle Paare, die sich in ihrer Aussagekraft gegenseitig ergänzen und verstärken. Unterscheidet sich die Art der bildnerischen Ausformulierung zwar deutlich voneinander, so ist doch offensichtlich, dass sich die Kunst damals wie heute mit existenziellen Fragen des Lebens beschäftigt, auf welche die Religion eine Antwort gibt. Kunstschaffen hängt für Rudolf Kurz mit dem menschlichen Bestreben zusammen, die Zeichen göttlichen Wirkens in der Welt zu erkennen und zu verstehen. Und der Künstler ist sich sicher: „Die Gottessuche endet nie“.