Dort finden sich filigrane, zerbrechliche Figurinen, die unbändig von den ganz großen Emotionen des Glaubens künden. Auch den heutigen Betrachter nimmt diese Kunst direkt in Bann – gerade wegen ihrer kraftvollen Passionen. Heilige wie Maria Magdalena und Petrus treten als leidenschaftliche Büßer hervor. Andere, wie der heilige Franziskus, geraten während ihrer Gottessuche in tiefe Verzückung. Die ausgestellte Kunst fängt solche Grenzerfahrungen des Leibes und des Gefühls virtuos ein – in Materialien wie Elfenbein und Buchsbaumholz, in Gold, Stuck und gemalter Farbe. Diese künstlerische Fertigkeit gipfelt natürlich in Darstellungen von Christus und Maria, die anhand besonders erlesener Objekte vertreten sind. Abgerundet wird die kleine Werkschau durch Grafiken des Hochbarock, die das Diözesanmuseum aus seinem reichen Fundus bereitstellt. In der Kombination mit diesen selten gezeigten Bilddrucken ergeben sich überraschende Perspektiven auf das, was den Barock in „Glut versetzte“.
Abbildung: Erleuchtung des Einsiedlers Macharius, Kupferstich, Niederländisch, 1606, aus: Solitudo Sive Vitae Patrum Eremicolarum