70 Jahre Verfolgung und Vertreibung von Bischof Joannes Baptista Sproll
Herbert Aderbauer / Thomas Oschmann (Hg.), 70 Jahre Verfolgung und Vertreibung von Bischof Joannes Baptista Sproll, Herausgegeben im Auftrag des Bischöflichen Ordinariats der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Ostfildern 2009 (Schwabenverlag), Broschur, Format 21 x 29,7 cm, 144 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, ISBN: 978-3-7966-1448-4, € 9,90, zu beziehen im Buchhandel oder beim Diözesanarchiv Rottenburg
Diese Ausstellung des Diözesanarchivs Rottenburg war am 23. Juli 2008 im Bischöflichen Palais aus Anlass des 70. Jahrestags der schlimmsten Ausschreitungen der Nationalsozialisten gegen Bischof Sproll eröffnet worden und hatte fast ein halbes Jahr lang zahlreiche Besucher angezogen. Das Zitat „Schickt den Bischof in die Wüste!“ aus der NS-Zeitung „Flammenzeichen“ stellt den Untertitel für Ausstellung und Dokumentation und macht deutlich, mit welch unverhohlenem Hass die braunen Machthaber auf den Widerstand des katholischen Bischofs reagierten.
Der 144 Seiten starke Band präsentiert in Fotografien und – teilweise transskribierten – Textdokumenten die von Anfang an vorhandene und im Jahr 1938 eskalierende Gegnerschaft zwischen Bischof Sproll und den Nationalsozialisten. Neben einem Geleitwort von Bischof Gebhard Fürst führen knappe und zugleich kenntnisreiche Texte der beiden Herausgeber Herbert Aderbauer und Thomas Oschmann in die sechs Hauptkapitel ein. Sie erläutern, dass Bischof Sproll schon früh ein Gegner der Nationalisten war; sie gehen auf die Weigerung Sprolls ein, an der Volksabstimmung zum „Anschluss“ Österreichs und der damit verbundenen Reichstagwahl am 10. April 1938 teilzunehmen – der Beginn einer Serie wüster Demonstrationen bis hin zur Vertreibung des Bischofs aus der Diözese; sie beschreiben die verschiedenen Zufluchtsorte, an denen sich Bischof Sproll zwischen April und August 1938 dem Zugriff der Nazis entzog; sie dokumentieren die Ausschreitungen am 23. Juli 1938 im Rottenburger Bischöflichen Palais; sie legen bewegende Zeugnisse der Solidarität von Priestern und Gläubigen der Diözese mit ihrem Bischof vor und sie zeichnen schließlich die fast sieben Jahre nach, in denen Sproll – geächtet und gleichsam vogelfrei – im Exil verbringen musste, um am 12. Juni 1945 schließlich als schwer leidender Mann nach Rottenburg zurückzukehren. Eine Zeittafel bietet zusätzlich wertvolle Informationen. Auch die einzelnen Dokumente werden durch knappe Erklärungen der Herausgeber in den geschichtlichen Zusammenhang eingeordnet. Es ist sicher – neben der Edition selbst – ein Verdienst der Herausgeber, gerade durch die konsequente Reduzierung der Texte auf die wichtigsten Informationen dazu beizutragen, dass die Exponate selbst zur Sprache kommen – erschreckend, erschütternd, bewegend, wie das Drama um Joannes Baptista Sproll insgesamt. Das durch den Schwabenverlag sorgfältig lektorierte und ansprechend ausgestattete Buch ist ein gelungener Beitrag dazu, die markante Persönlichkeit Sprolls und ebenso eine prägende Phase der Rottenburger Diözesangeschichte in lebendiger Erinnerung zu halten.