Videoinstallation (8 min) / Prints auf Aludibond (variable Größe) (2018–2020)
Bei DEPRESSED ANIMALS werden die Bewegungen von Tieren mit stereotypem Verhalten auf “smart objects” wie Drohnen, Staubsauger und Trolleys übertragen, um schließlich depressive Roboter darzustellen. Die Verhaltensstörungen haben einen wiederholenden und zwanghaften Charakter und dienen keiner Funktion. Diese Anomalien treten häufig in Gefangenschaft auf. Während die Gefangenschaft von Tieren durch den Käfig entsteht, liegt die Gefangenschaft von kinetischen Objekten in ihrer Programmierung.
Weiß auf schwarz abgebildet sind hier die nachgezeichneten Bewegungsmuster der Tiere, die in ihren Käfigen Schlaufen drehen. Diese Grafiken dienen als Grundlagen für die 3D-Animationen.
“Das, was uns an den unproduktiven Routinen der Roboter, am Wiederholungszwang psychisch gestörter Tiere erschüttert, ist schließlich ihre grauenhafte Entsagung produktiver Arbeit im herkömmlichen Sinne. Eine vormals auf Wertzuwachs und Innovation abzielende Handlungslogik kündigt sich nun in den zum Symbol gewordenen Bewegungsschleifen auf. Anstelle dessen: Persistenz, Repetition und Präfiguration. Die nur auf ihre eigene Existenz bezogene Sinnhaftigkeit macht Brauns Wesen zu Gespenstern einer sich entsagenden Zukunft. Ihr Anblick lässt uns fühlen, was Mark Fisher mit der hauntologischen Melancholie beschrieben hat. Der Mensch, das depressed animal.”
Sophia Gräfe über die Arbeit von Elisa Jule Braun
Die Arbeit DEPRESSED ANIMALS bringt anhand eines simplen Konzepts die Verletzlichkeit mehrerer Komponenten auf den Punkt. So zeigt die Arbeit simultan die Verletzlichkeit der Natur, der Technik, des Menschen und schließlich auch des Kapitalismus‘. Letzterer nimmt dabei auch die Rolle des Auslösers ein, da dieser auf die Verletzlichkeit und Ausbeutung von Mensch, Natur und Technik gründet.
Wie verletzlich diese vier Aspekte sind, haben wir in den letzten 1,5 Jahren verstärkt beobacht-en können: Ein Resultat des Anthropozän ist das Corona-Virus, das durch die fehlende Distanz zur Natur auf den Menschen übertragen wurde. Wilde Verschwörungstheorien darüber werden über Technologien verbreitet, die vermeintlich Freiheit und Demokratie versprechen. Die meisten Menschen befinden sich jedoch wochenlang im Lockdown, um andere zu schützen. Sie drehen dort ihre Schlaufen, entweder im Homeoffice oder als Arbeitslose bzw. systemirrelevante Personen. Neben der physischen Gesundheit tritt vermehrt auch die mentale Gesundheit in den Vordergrund. Schließlich zeigt sich der Kapitalismus als instabiles System und fängt an, Risse zu zeigen.
Text: Elisa Jule Braun