Installation (2021)
Text / Digitaldruck auf PVC
250 × 500 cm

Die Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Theologie wurde in meiner Arbeit immer gewichtiger. Aus der Erfahrung der Unumgehbarkeit von theologischen Ansichten im Kontakt mit Kunst erwuchs für mich die Frage: Ist sie Teil der künstlerischen Tätigkeit? Und in wie fern betrifft diese Korrelation mich heute noch?

Ich begann eine Recherche über das Kunst-Theologie-Verhältnis. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, beide Felder zusammen zu denken, stieß ich auf einen Entwurf von Bazon Brock, der mir sehr hilfreich erschien. Brock zeichnet eine Verwandtschaft anhand von gemeinsamen Begriffen und ihrer Geschichte nach. Ich transkribierte das Streitgespräch aus dem Jahr 2007, in dem er diesen Entwurf öffentlich vorstellt. Es ist ein fragmentarisches Transkript, ich greife deutend ein, da ich lediglich die Teile stehen lasse, die den Entwurf seiner Kunsttheologie betreffen. Ich ging der Idee der gemeinsamen Begriffe weiter nach, und transformierte den Entwurf insofern, dass ich dazu überging, allgemein nach Begriffen zu suchen die ich in den Äußerungen von TheologInnen und KünstlerInnen wiedergefunden habe. Es entstand ein Glossar von gemeinsamen Begriffen, die ich dann nach meinen Sinnkriterien neu anordnete und in Verbindung setzte. Die einzelnen Begriffe werden großteils begleitet von Fragmenten, denen ich aus dem Meer an Wissen zu dieser Thematik gegenüber stand. Diese Fragmente wählte ich nach drei Kriterien aus:

a) Fragmente, die eine theologische Verwendung des Begriffs dokumentieren
b) Fragmente, die neue Perspektiven für mich auf den Begriff eröffneten und
c) Fragmente, die meine Vorstellungen von den Begriffen und ihrer Bedeutung unterstreichen.

Diese textliche Arbeit ist eine ausdrücklich subjektive. Immer aus meiner Arbeit heraus formuliert, versuche ich, mich zu diesem Sachverhalt innerhalb meiner künstlerischen Tätigkeit zu positionieren. Der Text setzt sich aus verschiedenen Textarten zusammen. Frei formulierte Teile, Zitate, ein vollständiger Essay von Georges Didi-Hubermann, das veränderte Transkript des Disputs zwischen Bacon Bock und dem Theologen Friedrich Wilhelm Graf, ein von mir entwickelter Glossar sowie Wörterbucheinträgen.
Auch wenn der Text formal den Kriterien einer Wissenschaftlich angelegten Arbeit entspricht, erweist er sich selbst als ein innerer Monolog, der seinen eigenen Sinn-Zusammenhängen folgt.

Text: Katarina Baumann