Zur Finissage der Ausstellung „In unserer Erde. Grabfunde des Frühen Mittelalters im Südwesten“ präsentiert die Schola Cantorum am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Tübingen unter Leitung von Prof. Dr. Stefan Morent im Livestream ein kleines Programm, das ursprünglich zur musikalischen Umrahmung der Vernissage der Ausstellung vorgesehen war.
Zwar ist aus der Zeit der Grabungsfunde aus dem frühen Mittelalter keine direkte schriftliche musikalische Überlieferung erhalten, der Prozess der einsetzenden Christianisierung führt aber auch im deutschen Südwesten schnell zur Etablierung religiöser Zentren, wie dem Inselkloster Reichenau im Bodensee oder dem Kloster St. Gallen. Aus ihnen stammen auch mit die frühesten musikalischen Quellen zum liturgischen Gesang, dem so genannten Gregorianischen Choral, die sowohl die Feier der Messe als auch des Stundengebets prägten und strukturierten.
Die Kontaktflächen zwischen heidnischen Traditionen und Christianisierung reflektiert das „Georgslied“, das in althochdeutscher Sprache zwar das Vorbild des Heldenepos erkennen lässt, es aber christlich überformt. Es entstand wohl nicht auf der Reichenau, korrespondiert aber mit der Verehrung des Heiligen dort.
Nach St. Gallen führt zum Schluss die Weihnachtssequenz von Notker Balbulus, dem „Stammler“, der dort als wortmächtiger Dichter-Musiker im späteren 9. Jh. wirkte.
Künstler
Schola Cantorum
am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Tübingen
Ltg.: Prof. Dr. Stefan Morent
Sänger: Michael Braunger, Alexander Goossenns, Stefan Morent, Samuel Schick, Tilo Schmid-Sehl, Janis Tortora
Programm
- Introitus Statuit ei dominus
- Kyrie in summis
- Georgslied
- Alleluia Dies sanctificatus
- Notker Balbulus (840–912): Sequenz Natus ante saecula
(sämtliche Transkriptionen und Arrangements aus den mittelalterlichen Handschriften von Stefan Morent)
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Eine Aufzeichnung der Online-Finissage können Sie hier direkt auf unserer Seite oder im Youtube-Kanal des Diözesanmuseums Rottenburg ansehen.