Seine zahlreichen Reliquiare und Altargeräte sind von hohem religiösem Wert: Überragende Stücke sind hierbei die Staurothek mit ihren Christus-Reliquien, das Vortragekreuz mit den Bergkristallen und die Handreliquie des heiligen Stephanus. Als Mittelpunkt einer glanzvollen Liturgie brachten diese Heiltümer den staunenden Gläubigen über Jahrhunderte hinweg den „Himmel ganz nah“ und machten das Heilige mit allen Sinnen erfahrbar. Gleiches gilt für die kostbaren Illuminationen der liturgischen Handschriften, die während des hohen Mittelalters im berühmten Zwiefaltener Skriptorium entstanden und ebenso für die prachtvollen Messgewänder des 17. und 18. Jahrhunderts, in welche sich die Zwiefaltener Priestermönche zur Feier der Heiligen Messe kleideten. Noch heute ermöglichen diese sakralen Schatzstücke ihren Betrachtern intensive Begegnungen mit einer über tausendjährigen Glaubenswelt und ihren religiösen Praktiken.

Zugleich bestechen die Objekte auch als Kunstwerke von außerordentlichem Rang: Hervorragende Meister haben Preziosen hinterlassen, die staunen machen – in ihrer handwerklichen Kunstfertigkeit ebenso wie in der schieren Kostbarkeit von Gold, Silber und Edelsteinen. Somit lädt die Ausstellung zu seinem hochkarätigen Rundgang durch Kunst und Ästhetik im Wechsel der Zeiten ein und schlägt einen eindrucksvollen Bogen von der Romanik in die Renaissance bis hin zu Barock und Rokoko.

Die gezeigten Schatzstücke gewähren zudem überraschende Einblicke in die Kulturgeschichte: Sie künden von der Verknüpfung von Religion und Politik, aber auch von einem vielfältigen Netz der Beziehungen, welches die schwäbische Abtei mit Jerusalem, Konstantinopel und Polen verband. Hierbei bezeugen die Schatzstücke nicht zuletzt einen fruchtbaren Austausch der lateinischen Kirche mit dem Christentum des griechischen Ostens.

Sind diese Einzelstücke und die Geschichten, die sie erzählen, schon für sich faszinierend, so geht eine besondere Bedeutung vom Ensemble als Ganzem aus: Denn über nahezu ein Jahrtausend – von der Gregorianischen Reform des 11. Jahrhunderts bis zur Säkularisation 1802 – wahrte der Schatz die Identität der klösterlichen Gemeinschaft von Zwiefalten und begleitete ihren Weg durch die Umbrüche und Herausforderungen der jeweiligen Epochen.

In der Ausstellung des Diözesanmuseums Rottenburg werden die wichtigsten Schatzobjekte erstmals öffentlich und im Zusammenhang gezeigt. Das erhaltene Ensemble erschließt sich dem Besucher hierbei als ein wichtiges Zeugnis der europäischen Christentums- und Geistesgeschichte.