Meisterwerke indo-persischer Malerei
Eindrucksvoll spiegeln sich diese Begegnungen in den Gemälden, die der renommierte Sammler Franz-Josef Vollmer zusammengetragen hat. Christlich-biblische Themen durchlaufen eine faszinierende Transformation: »Josef und seine Brüder«, »Maria und der Christusknabe « und der »Evangelist Matthäus« öffnen sich für persische Mystik, saugen die Tiefe altindischer Metaphysik in sich auf und verbinden sich mit der Farbenpracht der Hindu-Mythologie. Parallel näherten sich Hinduismus und Islam einander an und loteten im Medium der Malerei gemeinsame Schnittmengen aus. Oftmals war es der mystische Bereich, in dem trotz des Trennenden Gemeinsamkeiten gelten gelassen wurden. Die Bildkunst der Moguln ist heute mehr denn je »Menschheitserbe«. Sie bezeugt, was Respekt und friedlicher Austausch vermögen und wie eigentümlich dem Menschen »geistige Neugier« auf den Anderen ist.
Jesuitische Pioniertaten
Um diese vibrierende Bildwelt zu würdigen, gehen wir mit dem Blick nah heran an Christen, die sich auf den Dialog einließen, und folgen dem Abenteuer jesuitischer Missionare und Forscher im 17. Jahrhundert: Hochkarätige Artefakte des hinduistischen Mittelalters und historische Buchdrucke aus Europa versetzen den Besucher zurück in die herausfordernde Begegnung mit einer fremden Welt. Die Ausstellung erinnert an den großen Indien-Missionar und Heiligen Franz Xaver (1506–1552), weist aber auch auf Pioniere der Gesellschaft Jesu hin, deren Lebenswege heute vergessen sind: den süddeutschen Jesuiten Heinrich Roth (1620–1668), der Zugänge und Einsichten in das Yoga gewann, und Roberto de Nobili (1577–1656), den »römisch-katholischen Brahmanen«, der Brücken baute zwischen dem Evangelium und den Traditionen Indiens.
»Unsere Zeit«
Ein folgenreicher Prozess war in Gang gesetzt: Jesuitische Geistliche verkündeten die »Menschwerdung Gottes« in indischen Farben, auf indische Fragen hin. Hierbei entdeckten sie neue Dimensionen ihres eigenen Glaubens. Diese Erfahrungen an den Grenzen des engeren christlichen Kulturraums wirkten weit voraus, bis auf das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965). Mit seiner Erklärung »Nostra Aetate« betonte es die Wichtigkeit von Beziehung zwischen den Religionen und Kulturen. Die Ausstellung erinnert an christliche Suchende im Umfeld des Konzils wie Henri Le Saux (1910–1973) und Raimon Panikkar (1918–2010). Sie verleugneten ihre Sympathien für Indien nicht, als sie kraftvoll, auf neuen Wegen in den christlichen Glauben und in das Wirken der Kirche einluden.
Begleitend zur Ausstellung erscheint ein wissenschaftlicher Katalog
von Dr. Milan Wehnert mit Prof. Dr. Dr. h.c. Francis X. D’Sa SJ, Prof. Dr.Bernd Jochen Hilberath, Dr. Melanie Prange, Dr. Andreas Renz.