Mit dem Begriff „Engel“ werden so unterschiedliche Phänomene und Vorstellungen bezeichnet, dass ein gemeinsamer Nenner schwer zu finden ist. Bei genauerer Betrachtung stellen sich zudem vermeintlich gut bekannten Thema viele Fragen.
Die Ausstellung wagt etwas Neues: Sie zeigt die Vielfalt der „Engelwelten“ in der jüdisch-christlichen Kultur und fragt, auf welcher Grundlage sich diese entwickeln konnte. Die Ahnenschau stößt auf jahrtausendealte griechisch-römische und sogar ägyptisch-kanaanäische oder assyrische Vorbilder, die in den christlichen Engeln weiterleben.
Diese Genealogie bringt uns dem Wesen der Engel näher. Letztendlich bleibt die Definition der Engel aber immer ein Wagnis – ein Versuch, einem unbegreiflichen Aspekt des Seins, etwas „Unfassbarem“, einen Namen zu geben.
Zeugnisse uralter Hochkulturen
Die Herleitung der christlichen Engelsmotive aus alten Kulturräumen gelingt durch herausragende Leihgaben aus dem Bibel & Orient Museum in Freiburg (Schweiz).
In einer faszinierenden Fülle zeigen die Exponate Götter und Wegbegleiter, Symboltiere und Mischwesen sowie Herrscherapotheosen und Heroen, die in ihrer Gesamtheit die Vorstellung der biblischen Himmelswesen prägten.
Steinreliefs und Bronzefiguren, Amulette und Appliken, Skarabäen und Weihegaben, Sarkophag-Fragmente, Schalen, Vasen, Becher und Lampen, Rollsiegel sowie Siegelamulette und Goldmünzen decken einen geschichtlichen Zeitraum von mehr als drei Jahrtausenden ab und zeichnen die Entwicklung des Engelsbildes in einem reichen und in sich geschlossenen Panorama nach. Die große Objektvielfalt ermöglicht darüber hinaus Einblicke in die Lebens- und Glaubenswelt vergangener Kulturen.
Unbekannte Schätze des Diözesanmuseums
Ausgewählte Kunstwerke des Diözesanmuseums vermitteln uns eine Vorstellung vom christlichen Engelbild. Gezeigt werden dabei Hauptwerke der mittelalterlichen Tafelmalerei, Skulptur und Schatzkunst, aber auch zahlreiche Gemälde, Zeichnungen und Grafiken, die noch nie öffentlich präsentiert wurden. Erstmals werden Entwürfe und Skizzen berühmter Barockmeister aus der Sammlung des Ellwanger Malers August Stubenvoll ausgestellt, die sich seit 2016 im Diözesanmuseum befindet. Zudem ermöglicht die Präsentation einen exemplarischen Einblick in das faszinierende OEuvre des österreichischen Malers, Grafikers und Illustrators Hans Fronius (1903–1988), von dem das Museum durch eine private Schenkung seit Kurzem eine große Werkauswahl besitzt.