Sein Schaffen widmete Dalí nun dem Aufzeigen von Naturgesetzen und der Darstellung von Perfektion und Schönheit. Zu seinem neuen künstlerischen Ideal wurde die Renaissance, obgleich weiterhin surrealistische Elemente seine Werke mitbestimmten.
In den 1950er Jahren wandte sich Dalí der Zeichnung zu. Nachdem er mit der Illustrierung von Dantes „Göttlicher Komödie“ und Cervantes „Don Quijote“ bedeutende Zyklen geschaffen hatte, entwarf er in den Jahren 1963 bis 1965 die „Biblia Sacra“. In diesem Zyklus verbindet sich Dalís religiöses Interesse, seine zeichnerische Virtuosität und seine breite Bildung, die die Kunstgeschichte ebenso umfasste wie die Physik oder die Psychoanalyse.
Die Biblia Sacra
Eine der bedeutendsten Bibelillustrationen des 20. Jahrhunderts
Mit 105 Bildern stellt die Biblia Sacra den größten Bildzyklus dar, den Dalí hinterlassen hat. Sie gehört aufgrund des Umfangs und der künstlerisch-konzeptionellen Qualität zu seinen Hauptwerken. Dalí illustrierte die Bibel auf Anregung seines Freundes Giuseppe Albaretto. So entstanden 63 Illustrationen zum Alten und 42 zum Neuen Testament. Gedruckt wurde die Bibel mit Dalís Illustrationen im renommierten Mailänder Verlag Rizzoli.
In dieser Ausstellung sind die Erstdrucke der Illustrationen zu sehen: Dalí prüfte jede Lithographie persönlich und signierte sie von Hand. Weil es sich um Prüfdrucke handelt, sind alle vier Blattränder mit den Farbskalen und der ursprünglichen Nummerierung erhalten.
In der Bibel, die 1967 gedruckt wurde, sind die Bilder beschnitten und in anderer Reihenfolge angeordnet. Die konzeptionellen Linien Dalís und viele Details gingen verloren. Daher machen gerade die Ränder und die Handsignaturen Dalís die Qualität dieser Erstdrucke der Biblia Sacra aus. Der Zyklus stammt aus der Sammlung von Richard H. Mayer, Kunstkantor Bamberg, und wurde erst zweimal vollständig gezeigt. Ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist ein weiteres Zeugnis der religiösen Auseinandersetzung Dalís, der Mose-Zyklus (1973/74).