Zeitgenössische Kunst und Kunstvermittlung
Im Januar 2022 wurde der neue Arbeitsbereich Zeitgenössische Kunst und Kunstvermittlung gegründet.
Die Vermittlung christlicher Inhalte durch den Dialog bildet eine wichtige Säule des Diözesanmuseums Rottenburg. Der Arbeitsbereich Zeitgenössische Kunst und Kunstvermittlung vertieft diesen Dialog, indem er folgenden Zielsetzungen folgt:
Sammlung „zeitgenössische Kunst“
Die Gruppe von Menschen, denen die traditionelle christliche Ikonografie vertraut ist, nimmt stetig ab. Zeitgenössische Kunst entspricht den Sichtweisen von Besucher*innen, besonders der jüngeren Generation. Sie behandelt oftmals existentielle und damit immer auch religiöse Fragen, worüber sich Brücken bauen lassen: Brücken zur traditionellen Bildkunst, aber auch Brücken zu christlichen Glaubensinhalten. Die Kunstwerke des Sammlungsbereichs setzen sich überraschend, inspirierend und oft deutungsoffen mit diesen anthropologisch-existenziellen Fragen auseinander, wobei jedes von der Tiefe der künstlerischen Auseinandersetzung zeugt.
Förderung von Künstler*innen
Kunst und Kirche haben eine jahrhundertelange, enge Verbindung. Wichtige Aufträge für die Ausstattung von Kirchen gingen an Künstler, die ihrer Zeit voraus und durchaus provokant waren. Als traditioneller Kulturträger kann Kirche den Kunstschaffenden auch zukünftig eine Plattform für ihr Wirken und eine finanzielle Basis für ihr Tun bieten.
Beratung von Kirchengemeinden
Die künstlerische Ausstattung eines Kirche ist keine Marginalie. Vielmehr bringt ein hoher Anspruch an die Ästhetik die Wertschätzung gegenüber dem Sakralraum visuell zum Ausdruck. In der Ausstattung spiegeln sich historische Identität und Neuausrichtung in gleicher Weise. Glaubensbiographie und aktuelle Glaubenssituation finden in der Kunst Ausdruck. Zeitgenössische Kunst ist daher ein wichtiges Thema für die Kirchengemeinden unserer Diözese. Der Arbeitsbereich „Zeitgenössische Kunst“ steht den Gemeinden beratend zur Seite und bringt sie mit Künstler*innen ins Gespräch, um traditionelle Ensembles durch das permanente oder temporäre Einbringen zeitgenössischer Kunst zu bereichern: Die Kunstwerke setzen dabei Akzente, geben Denkanstöße, sind Impulse für neue Andachtsformen und bestärken oder hinterfragen traditionelle Ausstattungsgegenstände im Raum.
In den letzten Jahren wurde die Kooperation und Vernetzung mit diözesanen Einrichtungen beständig ausgebaut und konzeptionell weiterentwickelt. Kirchengemeinden können von temporären Leihgaben des neuen Sammlungsbereichs profitieren. Um diesen für diözesane Einrichtungen zugänglich zu machen, wird sie von Beginn an digital erfasst und in Form eines Online-Inventars präsentiert.
Inventar
Bischofsgruft
Die ab 2012 durchgeführten Renovierungsarbeiten und die dabei entdeckten hochmittelalterlichen Fundamente hatten eine Verlegung der Gruft nach Westen zur Folge.
Dort entstand durch das Bregenzer Architekturbüro Cukrowicz Nachbaur ein ebenso schlichter wie symbolstarker Raum der Andacht. Dieser lädt die Betrachter ein, in die Tiefe der Stätte einzutauchen, in der sich Geschichte, Gegenwart und Zukunft durchdringen.
Für die historisch gesehen relativ junge, 1821/28 gegründete Diözese ist die Weite des Sülchener Horizonts ein Glücksfall: Einerseits sind hier die Vorgänger des amtierenden Bischofs, unter ihnen der bedeutende Bekennerbischof Joannes Baptista Sproll (1870–1948) bestattet, andererseits macht der aus Stampflehm erbaute Raum eine Verwurzelung der Diözese erlebbar, die bis zu den Anfängen des christlichen Glaubens im mitteleuropäischen Raum zurückreicht.
Bauherr
Diözese Rottenburg-Stuttgart
Architekten
cukrowicz nachbaur architekten ZT GmbH, Bregenz (AT)
Andreas Cukrowicz
Anton Nachbaur-Sturm
www.cn-architekten.at
in Kooperation mit Wiesler Zwirlein Architekten, Stuttgart
Ausstellungsgestaltung
merz merz, Stuttgart
Fertigstellung
2017
Architektur
Bei Grabungen im Zuge von Sanierungsarbeiten in der spätgotischen Kirche (2012–2017) wurden Fundamente von hochmittelalterlichen Vorgängerbauten entdeckt. Infolge der Bedeutung der archäologischen Funde sollte die Bischofsgrablege als neue Unterkirche in dem freigelegten Bereich unter dem Kirchenschiff eingerichtet und ein Teil der gefundenen Fundamente innerhalb eines archäologischen Ausstellungsbereiches sichtbar gemacht werden.
Der Entwurf übernimmt die axialsymmetrische Grundstruktur des bestehenden Sakralbaus. Der durch Grabungen entstandene Freiraum wird durch einen monolithischen Körper besetzt und bildet das neue Fundament für das Kirchenschiff. Der Weg zur Grablege folgt dem Thema des langsamen Eintauchens und bereitet Besucher auf den zentralen Andachtsraum vor. Auf Höhe des Zwischenpodestes – mit Einblick in den Ausgrabungsbereich – teilt sich die Anlage in zwei seitliche Treppenläufe, welche sich sanft fallend zum zentralen Hauptpodest entwickeln.
Der Andachtsraum mit großer Raumhöhe wird als Konzentrationspunkt der Gesamtanlage und als Zielort mit Altarblock in der Mittelachse erfahren; die Bischofsgräber befinden sich in zwei übereinanderliegenden Ebenen entlang der Längswände. Sämtliche Wände und Decken wurden in Stampflehmbauweise herausgearbeitet. Der auf diese Weise entstandene monolithische Körper mit seinem schichtweisen Entstehungsprozess entspricht dem strukturellen Aufbau von Sedimentgesteinen. Die Fußböden wurden ebenfalls aus Stampflehm gefertigt, ihre Oberflächen wurden leicht angeschliffen. Die Grabplatten bestehen aus Juraschiefer, der Altar ist ein massiver Block aus Gauinger Travertin. Das freistehende Kreuz im Andachtsraum, das Gittertor zum Archäologiebereich und das Geländer in der Oberkirche sind aus patiniertem Messing gefertigt, das mit den erdigen Naturtönen von Boden, Wand und Decke harmoniert.
Architekten
Bereits seit 1992 arbeiten Andreas Cukrowicz (*1969) und Anton Nachbaur-Sturm (*1965) zusammen, zunächst in verschiedenen Kooperationen, seit 1996 im gemeinsamen Büro in Bregenz. Ihr Portfolio umfasst zahlreiche Schul-, Gemeinde- und Wohnbauten, aber auch Feuerwehrhäuser, eine Bergkapelle und den 1. Preis beim Wettbewerb Konzerthaus München (2017). Nach Otto Kapfinger „interpretieren (sie) Aufgaben und Materialien aus dem Kontext – präzise, einfach und selbstverständlich. Sie bringen komplexe Anforderungen zu unerwartet klaren und ökonomischen Lösungen mit Mehrwert. Sie schaffen mit Holz, Glas und Beton, mit natürlichen Oberflächen, mit stimmigen Lichtführungen und perfekten Proportionen robuste, inspirierende Räume für alle Sinne – starke und zugleich gelassene Architekturen für die Entfaltung aller Aktions- und Spielräume des Lebens.“ Beide Büropartner engagieren sich seit vielen Jahren als Gestaltungsbeiräte in zumeist österreichischen Gemeinden.
Auszeichnungen
Deutscher Architekturpreis 2019
Die Bischofsgrablege erhielt 2019 einen Anerkennungspreis des Deutschen Architekturpreises.
„Eine denkbar kleine Entwurfsaufgabe mit außerordentlich großer architektonischer Kraft. Nur eine Gruft, ein archäologischer Ort, museal aufbereitet, und eine Grablege für – auch zukünftige – Bischöfe. Der sakralen Wirkung dieses architektonischen Kleinodes kann man sich nicht entziehen. Den Begriff der Innovation auf das Bauwerk anzuwenden hieße, die Architektur nicht begriffen zu haben. Lehm, ein paar Eisenteile für die Beschläge, Messing für besonders bedeutsame Ausstattungsdetails.
Nur die gezielt spärlich eingesetzte Beleuchtung gehört nicht zu den Stoffen, die bis in die Moderne als ein gewohntes Baumaterial galten. Deshalb erscheint dem Betrachter die Architektur ungewohnt gewohnt. Mit dem präzisen Einsatz der monochromen und von Hand gefertigten Böden, Wände, Treppen und Decken gelingt es den Architekten, die Besucher zu einer Art innerer Einkehr, auch zur Besinnung zu bringen. Natürlich auch Technik, nicht sichtbar, die der Sicherheit dient. Unabhängig der technischen Apparate: Nachhaltig wie alle Bauten, die für eine mehrere Jahrhunderte dauernde Standzeit errichtet wurden. Ein spiritueller Ort, nur von wenigen tatsächlich besucht, von den meisten der Architektur wegen. Aber ein Ort, der sich, angeregt durch die Architektur, in das atmosphärische aber auch spirituelle Gedächtnis der Besucher einschreiben wird. Auch wenn die Aufgabe innerhalb bzw. unterhalb des bestehenden Kirchenschiffes beschränkt ist (im Schiff ist nur der Treppenabgang sichtbar), so kann man dem unterirdischen Bauwerk, allein durch das Wissen um die Bedeutung des Ortes, in die direkte Umgebung und weit darüber hinaus eine große Strahlkraft zusprechen.“
(Aus der Jurybewertung, Arno Lederer)
Staatspreis Baukultur Baden-Württemberg 2020
Die Bischofsgrablege erhielt 2020 einen Anerkennungspreis des nur alle fünf Jahre verliehenen Staatspreis Baukultur Baden-Württemberg.
„Radikale Abstraktion hat hier zu einem Raum geführt, in dem das Mysterium von Vergänglichkeit und Auferstehung spürbar wird, ohne dass dafür aufdringliche Symbolik zum Einsatz kommt.“ In der Sülchenkirche verbindet eine Treppenanlage die Oberkirche mit den daruntergelegenen Ausstellungsflächen und dem nochmals einen Treppenlauf tiefer angeordneten Grabraum. Dieser ist der zentrale Punkt der Anlage, gestaltet als Andachtsraum mit großer Raumhöhe: „So entstand eine schlüssige Gesamtkonfiguration aus Museum, Grablege und sanierter Kirche“, urteilt die Jury.
Die stimmungsvolle Atmosphäre werde durch die gezielte Abfolge der Räume, die Verwendung von Stampflehm, Juraschiefer, Travertin und Messing, durch die aufeinander abgestimmten Farbtöne, die Helligkeitskontraste sowie durch eine dezente Beleuchtung erzeugt.
Archäologie und Baugeschichte
Der frühmittelalterliche Bestattungsplatz
Um oder kurz nach 550 n. Chr. wurde am Rande der frühmittelalterlichen Siedlung Sülchen ein neuer Friedhof angelegt, zunächst vielleicht nur als Grablege des lokalen Herrenhofs.
Insgesamt wurden innerhalb der Sülchenkirche 78 Gräber aus der zweiten Hälfte des 6. und dem 7. Jahrhundert erfasst, wobei der Bestattungsplatz sicher im Westen und Süden, eventuell auch im Osten über den heutigen Kirchenbau hinausreicht. Überdurchschnittlich viele Grabbeigaben zeigen klare Bezüge zum fränkischen Reich auf.
Die Alamannen waren im frühen 6. Jahrhundert von den Franken unterworfen worden. Auch wenn man nicht genau weiß, wie die fränkische Herrschaftsübernahme erfolgte, geht man davon aus, dass sich an strategisch günstigen Orten Gruppen von Franken niederließen. Sülchen war in dieser Zeit wohl eine blühende Siedlung an einer wichtigen, noch benutzten Römerstraße und kam für eine solche Ansiedlung infrage. Da die Franken im 6. Jahrhundert bereits Christen waren, verwundert es nicht, dass sich einzelne Grabbeigaben christlich deuten lassen.
Der erste Kirchenbau
Als sicherer Nachweis der frühmittelalterlichen Christianisierung gilt der Bau einer Kirche. In einem Teilbereich des frühmittelalterlichen Friedhofs wurde ein leicht trapezförmiger Saal errichtet, dessen breites Fundament auf einen Steinbau schließen lässt. Der Steinbau wurde spätestens um 680 errichtet, vielleicht auch schon Jahre oder Jahrzehnte früher.
Auf der Ostseite des Steinbaus wurde vor oder spätestens um 750 ein Anbau angefügt, bei dem es sich mit großer Sicherheit um einen eingezogenen Rechteckchor handelte. Damit entstand der charakteristische Grundriss einer früh- bis hochmittelalterlichen Kirche, sodass der Steinbau nun mit Sicherheit auch als Kirche bezeichnet werden darf.
Der zweite Kirchenbau – die Kirche des Grafen Hesso?
Die kleine Kirche, bei der es sich um die Eigenkirche des Ortsherrn und gleichzeitig um die Pfarrkirche der Siedlung Sülchen gehandelt haben dürfte, wurde ohne archäologisch fassbare Veränderung bis in das frühe 11. Jahrhundert genutzt. Dann allerdings wurde sie von einem Neubau abgelöst, der für eine Dorfkirche dieser Zeit ungewöhnlich groß und repräsentativ ausfiel.
Vieles spricht dafür, dass dieser großzügige Neubau durch die Hessonen veranlasst wurde, die seit 1007 als Sülchgaugrafen urkundlich belegt sind. Es entstand eine querschifflose dreischiffige Pfeilerbasilika mit dreiapsidialem Chorabschluss, die schon fast die Abmessungen der spätgotischen Kirche erreichte.
Der dritte Kirchenbau – romanischer Neubau oder Umbau?
In romanischer Zeit erhielt die Sülchenkirche ein neues Gesicht. Ob für den romanischen Kirchenbau nur die Fundamente des Vorgängerbaus oder auch größere Teile aufgehenden Mauerwerks wiederverwendet wurden, ist kaum noch zu beurteilen, da die romanische Kirche für den heutigen spätgotischen Bau fast vollständig abgebrochen wurde. Die wenigen erhaltenen Spolien und weitere ergrabene Ziersteine erlauben eine Datierung des romanischen Baus in den Zeitraum zwischen 1160 und 1180.
Die vorherige Bauform einer dreischiffigen, querschifflosen Pfeilerbasilika mit dreiapsidialem Chorabschluss und deren Abmessungen wurden in der Romanik bei¬behalten. Nur bei der Mittelapsis war zu erkennen, dass hier der Vorgängerbau bis auf die Fundamente abgebrochen und die Apsis neu errichtet wurde. Der Chor nahm im Bereich des Mittelschiffs ein Drittel der Gesamtlänge der Kirche ein – ein für eine romanische „Dorfkirche“ (und spätere Stadtpfarrkirche) erstaunliches Phänomen, das man eher bei Kloster- und Stiftskirchen und großen Stadtpfarrkirchen erwarten würde.
Im Zuge eines späteren Umbaus wurden die beiden Seitenschiffe überwölbt. Das Mittelschiff hat man sich dagegen weiterhin flach gedeckt vorzustellen.
Der spätgotische Neubau
Bei der heutigen spätgotischen Kirche handelt es sich um einen vollständigen Neubau. Dieser wurde auf der beinahe gleichen Grundfläche der zuvor abgetragenen romanischen Vorgängerkirche errichtet. Für das Mischmauerwerk des Neubaus verwendete man das Steinmaterial des bis auf ganz geringe Reste abgebrochenen Vorgängerbaus, nämlich römische Handquader, die schon für den zweiten Bau sekundär verwendet worden waren, und größere Werksteine der dritten, romanischen Kirche, wie insbesondere diverse verzierte bzw. bemalte Spolien nachdrücklich zeigen.
Frühestens um 1447 begann man mit der Errichtung des Glockenturms, des östlich anschließenden Treppentürmchens sowie des Choransatzes. In diesem Bauabschnitt entstanden auch die Nord- und die West¬wand des Langhauses. Nach Fertigstellung der massiven Turmteile bis um 1449/50 wurde bis 1451 das Kirchenschiff mit Dach vollendet.
Es folgte die Erbauung des Chors, der 1454 mit der Fertigstellung des Dachwerks abgeschlossen war.
Eine Ergänzung des 19. Jahrhunderts stellt das oberste Turmgeschoss mit Zeltdach dar.
Die Geschichte der Sülchenkirche
Umfangreiche archäologische Ausgrabungen ab 2012 führten jüngst zu neuen Erkenntnissen über ihre Bedeutung und ihre Geschichte. Sülchen präsentiert sich nun als ein Bestattungsplatz, der bis in die Phase der Christianisierung Alamanniens zurückreicht.
Der älteste steinerne Vorgängerbau der Sülchenkirche kann in die Zeit um 650/680 datiert werden. Die Sülchenkirche ist mit ihrem Friedhof und mit ihren frühmittelalterlichen Vorgängerbauten einer der herausragenden Orte der christlichen Geschichte im heutigen Baden-Württemberg.
Sülchen im Früh- und Hochmittelalter
Das frühmittelalterliche Sülchen existierte spätestens seit dem 5. Jahrhundert. Die Alamannen hatten sich nordöstlich der von den Römern verlassenen Stadt Sumelocenna angesiedelt. In der um 900 verfassten Vita des heiligen Meinrads wird der Sülchgau als dessen Heimat genannt. Der 861 ermordete Heilige, über dessen Einsiedelei 934 das Kloster Einsiedeln in der Schweiz gegründet werden sollte, entstammte einer lokalen Adelsfamilie.
Kurz nach der Jahrtausendwende werden die Hessonen als Grafen des Sülchgaus genannt. Sie verlegten um die Mitte des 11. Jahrhunderts ihren Herrschaftsmittelpunkt in den Raum Backnang. Der Sülchgau verlor zunehmend an Bedeutung, 1057 wird er letztmalig urkundlich erwähnt.
Nach der Gründung der Stadt Rottenburg
Im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts gelang es den Grafen von Hohenberg, im Raum um Sülchen Besitz zu erwerben. Sie gründeten 1280 die Stadt Rottenburg. Das Dorf Sülchen wurde nach und nach aufgegeben. Am Ende dieser Entwicklung sollten nur noch die Sülchenkirche und wenige ihr zugehörige Gebäude übrig bleiben und von der einstigen bedeutenden Siedlung zeugen. Mit dem Aufblühen der Stadt Rottenburg verlagerte sich die seelsorgerliche Betreuung der Einwohner rasch auf die Liebfrauenkirche. Bereits im 14. Jahrhundert wird der Sülchenpfarrer als „incuratus“, also als Priester ohne Seelsorgeauftrag, bezeichnet.
Die Beginenklause
Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts ist die Niederlassung einer Beginenklause in Sülchen belegt. Da die Klause über keine eigene Kapelle verfügte, nutzten die Schwestern, die seit 1384 dem Dritten Orden des heiligen Franziskus angeschlossen waren, die Sülchenkirche für ihre Gottesdienste.
Die Vermutung liegt nahe, dass die Beginen im Beerdigungs- und Totendienst, im Totengedenken und -gebet und in der Grabpflege auf dem Friedhof um die Kirche tätig waren.
Die Pfarrei Sülchen im Spätmittelalter
Im Laufe des 15. Jahrhunderts verstärkte sich die Tendenz, die immer noch bei der Sülchenkirche liegenden Pfarrrechte auf die Marktkirche in der Stadt zu übertragen. Umso erstaunlicher ist es, dass in den Jahren ab 1447 nochmals ein Neubau der Sülchenkirche in Angriff genommen wurde. Er fällt in eine Phase, in der die herrschaftlichen Verhältnisse in Bewegung geraten waren. 1410 war die seit 1381 zu Österreich gehörende Grafschaft Hohenberg an einen Zusammenschluss schwäbischer Reichsstädte unter der Führung Ulms verpfändet worden. Erst 1450 gelang es Erzherzog Albrecht VI. von Habsburg (1418–1463), die Grafschaft Hohenberg und deren Hauptstadt Rottenburg wieder gewaltsam an sich zu bringen. 1452 übergab er die Herrschaft Hohenberg als Morgengabe an seine Ehefrau Mechthild von der Pfalz (1419–1482). Die am Chorbogen der Sülchenkirche angebrachten Wappenschilde des Erzherzogtums Österreich und der Grafschaft Hohenberg weisen auf die Landesherrschaft als Bauherrn hin.
Die Sülchenkirche nach dem Verlust der Pfarrrechte
Der Prozess der Übertragung der Pfarrrechte auf die Marktkirche wurde durch den Neubau der Sülchenkirche nicht verhindert. 1491 kann die Translozierung der Pfarrrechte als abgeschlossen gelten. Auch wenn die Bezeichnungen in den zeitgenössischen Quellen noch längere Zeit schwankten, ist die Sülchenkirche seither kirchenrechtlich als eine Filialkapelle der Rottenburger Marktkirche anzusehen. Sülchen wurde nur noch mit einem Kaplan besetzt. Parallel zur Translozierung der Pfarrrechte kam es auch zur Übertragung des Patroziniums.
Die Sülchenkirche war eine Martinskirche gewesen, die Kapelle auf dem Markt ursprünglich eine Marienkirche („Liebfrauenkapelle“). In einem sich über Jahrzehnte hinziehenden Prozess ging das Martinspatrozinium auf die Marktkirche über, die erstmals 1436 urkundlich auch als „Martinskirche“ bezeichnet wurde. Für die Sülchenkirche ist umgekehrt seit dem 16. Jahrhundert das Patrozinium Johannes des Täufers belegt. Über den Verlust der Pfarrrechte hinaus behielt die Sülchenkirche ihre Funktion als Klosterkirche. Der Franziskanerinnenkonvent hatte im Dreißigjährigen Krieg unter Plünderungen und Zerstörungen zu leiden.
1631 galt die Klause als so zerstört, dass die Schwestern vorübergehend in der Stadt unterkommen mussten. 1643 verfügte die zuständige Tiroler Ordensprovinz die Zusammenlegung des Konvents mit der Oberen Klause in Rottenburg-Ehingen, sodass das klösterliche Leben in Sülchen erlosch.
Dauerhaft blieb der Sülchenkirche ihre Bedeutung als Friedhofskirche erhalten.
Die Sülchenkirche als bischöfliche Grablege
Mit der 1821 erfolgten Gründung eines württembergischen Landesbistums wurde Rottenburg Bischofssitz. 1828 wurde Johann Baptist Keller (1774–1845) als erster Rottenburger Bischof inthronisiert. Aus der einfachen Pfarrkirche St. Martin, der einstigen Marktkirche, wurde der Rottenburger Dom. Die katholische Tradition und das Kirchenrecht sehen für Bischöfe eine Bestattung in ihren Kathedralkirchen vor. Die ohne größeren baulichen Aufwand zum Dom erhobene Martinskirche verfügte allerdings über keine entsprechende Gruft. Als Bischof Keller 1845 starb, wurde er daher auf dem gewöhnlichen Friedhof in Sülchen bestattet, der nach der Aufhebung des Karmeliterklosters und der Auflassung des dortigen Friedhofs zum alleinigen Bestattungsplatz der Pfarrei St. Martin geworden war.
Ein erster Antrag des Domkapitels, wenn schon nicht unter dem Dom, dann wenigstens unter der Sülchenkirche eine Bischofsgruft einrichten zu dürfen, wurde vom württembergischen Staat mit Hinweis auf das grundsätzliche Verbot der Bestattung in Kirchen zunächst abgelehnt. Erst 1869 genehmigte die Regierung eine solche Gruft mit der expliziten Begründung, dass es in einem mehrheitlich protestantischen Staat im Sinne der Toleranz wünschenswert sei, auch die katholische Tradition zu achten. Die Einrichtung der Bischofsgruft unter dem Chor der Sülchenkirche markiert daher auch einen Schritt zur zunehmenden Gleichberechtigung der beiden christlichen Konfessionen im Königreich Württemberg. Sie erfolgte in Form einer architektonisch anspruchslosen Stollenkrypta.
Museum
Konzeption
Dort sind die freigelegten architektonischen Relikte der Sülchener Vorgängerbauten – die Apsiden der ottonischen und romanischen Kirche – zugänglich. Sind die historischen Wände der Unterkirche bereits schon für sich aussagekräftiges Zeugnis, so werden sie in der neuen Museumskonzeption durch eine mediale Präsentation zugleich zu Bild- und Bedeutungsträgern. In Projektionen werden die Baugeschichte der Kirche, die Ausdehnung des frühmittelalterlichen Gräberfelds, aber auch die Alltagskultur und der Glaubenshorizont der in Sülchen bestatteten Menschen nachvollziehbar.
Die ausgestellten Grabfunde ermöglichen es, tief in die Geschichte Sülchens zu blicken. Im Raum des Frühmittelalters werden unter dem Titel „Lebenswelt und Jenseitshoffnung. Grabbeigaben des Frühen Mittelalters“ reiche Grabausstattungen aus der Mitte des 6. bis in die 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts präsentiert. Die Funde weisen aus, dass die Gegend um Rottenburg nicht nur seit vorgeschichtlicher Zeit besiedelt war, sondern zu den wichtigen Schauplätzen der Christianisierung Alamanniens zählt. Die aus dem späten Mittelalter und dem Barock erhaltenen Grabbeigaben sind in einem zweiten Raum unter dem Titel „Private Trauer und kirchlicher Trost. Barocke Bestattungskultur“ ausgestellt. Sie berichten von dem sozialen Status der Verstorbenen und den damaligen Bestattungsriten, zeigen aber auch den Wandel von Amts- und Heiligkeitsidealen sowie Entwicklungen in der Laien- und Volksfrömmigkeit. Alle Grabbeigaben öffnen ein Fenster in die Alltagswelt und Kultur der Menschen vergangener Zeiten und berühren eine Menschheitsfrage, die über den Wechsel geschichtlicher Epochen hinaus nichts an Aktualität verloren hat: die Frage nach Tod und Jenseits, nach dem „Was kommt danach?“
Die Ausgrabung und die singulären archäologischen Funde verbunden mit der modernen Didaktik machen die Geschichte des traditionsreichen Ortes Sülchen im musealen Teil der Kirche für Besucher erlebbar. Damit ist die Sülchenkirche heute Gotteshaus und zugleich reiche Erinnerungs- und Erlebnisstätte.
Multimediale Ausstellungspräsentation
Damit die in der Sülchenkirche gefundenen Grabbeigaben nicht stumm bleiben, erwartet die Besucher eine eindrückliche multimediale Präsentation in der Unterkirche.
Dort werden nicht nur geschichtliche Daten, sondern auch die jeweiligen Menschen, ihre Alltagskultur und ihr Glaubenshorizont lebendig. Bildprojektionen und Audioeinspielungen machen Ausflüge zu anderen Kunstorten, holen bedeutende historische Persönlichkeiten ganz nah heran und lassen renommierte Experten zu Wort kommen. Die museale Ausstellung der Sülchener Schätze ist Zweigstelle des Diözesanmuseums Rottenburg.
Team
Matthias Raidt
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Telefonische Führungsanmeldungen
Mo–Fr, jeweils 9–12 Uhr
Telefon: 0160 1635388
mraidt@bo.drs.de
Hildegard Weidenauer
Sekretariat
Telefon: 07472 922-180
HWeidenauer@bo.drs.de
Guides: Andrea Bachmann, Matthias Reuther
Publikationen
Einblicke
Mit dem Panorama 3D-Rundgang oder unserer Sammlung kurzer Video-Dokumentationen zur Sülchenkirche.
Presse
Pressefotos zum Download (nach dem Vergrößern mit rechter Maustaste das Bild speichern oder alle Bilder als ZIP-Archiv [95MB] laden).
Ausgrabungsfunde
Stätte der Christianisierung
Die Sülchener Grabungen haben es ermöglicht, tief in die Frühzeit des deutschen Südwestens zu blicken und damit unser Wissen von der Christianisierung Südwestdeutschlands beträchtlich zu erweitern. Die Funde aus rund achtzig Gräbern weisen aus, dass die Gegend um Rottenburg nicht nur seit vorgeschichtlicher Zeit besiedelt war, sondern zu den wichtigen Schauplätzen der Christianisierung Alamanniens zu rechnen ist. Die Grabbeigaben aus dem 6. und 7. Jahrhundert, die der Boden preisgab und die nun im neu errichteten Sülchen-Museum der Öffentlichkeit übergeben werden, illustrieren einen epochalen Übergang: Da findet sich in einem Mädchengrab ein Charonspfennig, der vermutlich der Toten nach vorchristlichem Brauch als Fährgeld für ihre Jenseitsreise mitgegeben wurde, neben frühen christlichen Zeugnissen. So bringen die Kreuzamulette den Glauben an Jesus Christus als den Auferstandenen zum Ausdruck und lassen eine sich allmählich ausbreitende österliche Hoffnung erkennen.
Zu den frühmittelalterlichen Grabungsschätzen, die auffällige Bezüge nach Burgund und zum Frankenreich aufweisen, gehören kostbar verzierte Gürtelschnallen, Schwerter, Messer und Lanzen aus Männer- und Knabengräbern sowie reichhaltiger Frauenschmuck mit Kämmen aus Bein, Perlenketten aus schillerndem Farbglas und Fibeln. All diese Funde faszinieren uns zweifach: Sie öffnen ein Fenster in die Alltagswelt der Menschen dieser fernen Zeit und berühren zugleich eine Menschheitsfrage, die über den Wechsel geschichtlicher Epochen hinaus nichts an Aktualität verloren hat – die Frage nach Tod und Jenseits, nach dem „Was kommt danach?“
Gang durch die Epochen
Nicht nur die Zeit des frühen Christentums wird durch die Sülchener Funde gegenwärtig: Auch die nachfolgenden Epochen haben markante Spuren ihrer Frömmigkeit und ein reiches Kunsterbe hinterlassen. Um 1000 wurde anstelle der ersten Kirche (um 680) eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit dreiapsidialem Chor erbaut. Dieser Bau war Teil des kulturellen und geistigen Aufschwungs der Ottonenzeit, für den großartige Kunstwerke charakteristisch sind. Liturgie, Kunst und der Anspruch auf herrschaftlich-sakrale Repräsentanz durch Kirchenarchitektur machten „einen großen Sprung“ nach vorn. Dieser in Sülchen durch das Adelsgeschlecht der Hessonen eingeleitete Aufschwung wirkte bis in die Romanik nach. Der heutige Bau der Sülchenkirche stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts und atmet noch ganz die Atmosphäre städtisch spätmittelalterlicher Frömmigkeit und Jenseitsvorsorge.
Das Bauwerk enthält außerdem wichtige Kunstzeugnisse des Barock – etwa die Gemäldeepitaphien Rottenburger Adels- und Bürgerfamilien aus dem 17. Jahrhundert. Die andauernde Bestattungstradition zeigt sich anhand zahlreicher Gräber jener Epoche, die wiederum kulturgeschichtlich bedeutsame Funde hervorbrachten: So lassen die Priestergräber den Wandel von Amts- und Heiligkeitsidealen verfolgen.
Gleiches gilt für die Laien- und Volksfrömmigkeit, deren Entwicklung anhand zahlreicher barocker Grabobjekte – darunter Schabfiguren, Heiligenmedaillons, Sebastianskreuze und Votivfiguren – anschaulich wird.
Fast ein Jahr ist seit der Wiedereröffnung der Sülchenkirche in Rottenburg vergangen. Seither können Besucher die Grabkammer mit den verstorbenen Bischöfen besuchen und Schätze aus vergangenen Zeiten bewundern. Trotz der Wiedereröffnung gingen die Untersuchungen an den Ausgrabungsschätzen weiter, einige davon durften wir im September 2018 betrachten.
Vermittlung
Führungen
Mit Expertise durch die Rottenburger Sülchenkirche
Öffentliche Führungen
Termine für öffentliche Führungen finden für gewöhnlich an Sonntagen statt. Alle Termine finden Sie in unserer Terminübersicht.
Anmeldung: derzeit erforderlich
Dauer: ca. 60 Minuten
Eintrittspreis: 5,- Euro pro Person (Kinder bis 12 Jahre frei).
Treffpunkt: Hauptportal Kirche
Kontakt
Matthias Raidt M. A.
Telefon: 0160 1635388
Mail: MRaidt@bo.drs.de
Individuelle Führungen
Führungstermine für Gruppen erhalten Sie auf Anfrage.
Eintrittspreis: 25,- EUR zzgl. 3,- EUR pro Person (Kinder bis 12 Jahren frei)
Die Räumlichkeiten im Ausstellungsbereich ermöglichen nur eine beschränkte Teilnehmerzahl von derzeit 15 Personen pro Führung.
Planen Sie bei größeren Gruppen bitte zwei Führungen ein.
Da die Sülchenkirche nach wie vor noch als Friedhofskirche fungiert, können zwischen 13.00 Uhr und 15.30 Uhr keine Führungen stattfinden.
Kinder und Jugendliche / Kita und Schule
Es finden regelmäßig Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche statt.
Gerne können Sie auch Führungen für Kinder oder Jugendliche, z. B. mit archäologischer Praxis, buchen.
Eintrittspreis: 3,- EUR pro Person (Kinder bis 12 Jahren frei)
Der Junge mit dem Schwert und das Mädchen mit der Goldmünze
Ein echter Archäologe, der auch schon bei den Ausgrabungen in Troja dabei war, zeigt und erklärt Kindern und Jugendlichen die Geschichte und die Geheimnisse in Sülchen.
Zuerst decken wir Rätselhaftes in der uralten Kirche auf, dann geht es richtig tief hinunter zu den Ausgrabungen – und dort warten das Mädchen und der Junge. Beide haben Vieles aus ihrer Zeit mitgebracht, und das fängt dann an zu erzählen.
Besuch
Öffnungszeiten
Die Bischofsgruft und die Oberkirche können während der Öffnungszeiten der Sülchenkirche besucht werden:
- täglich (außer Di und Mi): 8 bis ca. 18 h
- Di: 9 bis ca. 18 h
- Mi: 12 bis ca. 18 h
- regelmäßiger Gottesdienst: Di, 19 h
Der museale Teil der Sülchenkirche kann sonntags von 11 bis 17 Uhr kostenlos besichtigt werden. An anderen Tagen ist das Museum nur mit einer Führung zugänglich.
Eintrittspreise
Öffentliche Führungen:
5,– EUR pro Erwachsenem
3,– EUR Erwachsene (erm.) und Schüler:innen ab 12 Jahren
Kinder bis 12 Jahren frei
Individuelle Führungen:
Führungsdauer ca. 60 Minuten
bis 20 Personen:
35,– EUR zzgl. 3,– EUR pro Person
Kinder bis 12 Jahren frei
ab 21 Personen:
Aufteilung auf 2 Führungen
50,– EUR zzgl. 3,– EUR pro Person
Kinder bis 12 Jahren frei
Kinder- und Jugendführungen:
3,– EUR pro Person
Kinder bis 12 Jahren frei
Führungen für Schulen:
1,– EUR pro Schüler:in
Führungsdauer ca. 60 Minuten
Kindergeburtstag – Abenteuerführung:
50,– EUR
Führungsdauer ca. 90–120 Minuten
ab 8 Kinder
Alter: 10–14 Jahre
Es wird gebeten, das Eintrittsgeld vor Ort passend bereitzuhalten.
Rund um Ihren Besuch
Die Unterkirche ist nur über eine Treppe zugänglich.
Sanitäre Anlagen sind auf dem Friedhofsgelände vorhanden.
Gastronomisches Angebot in Rottenburg
Anreise
Adresse: Sülchenstraße (beim Sülchenfriedhof), 72108 Rottenburg am Neckar
Mit dem PKW, Parkmöglichkeiten
Die Sülchenkirche befindet sich am Ortsausgang von Rottenburg in Richtung Wurmlingen. Direkt neben der Sülchenkirche und dem Sülchenfriedhof stehen kostenlose Parkplätze für Besucher zur Verfügung.
Mit Öffentlichen Verkehrsmitteln
Direkt vor der Sülchenkirche liegt die Bushaltestelle „Rottenburg Friedhof Sülchen“. Von hier aus können Sie mit der Buslinie 18 stündlich sowohl ins Rottenburger Zentrum als auch an den Hauptbahnhof Tübingen fahren.
Willkommen in der Sülchenkirche
Sülchenkirche ist geöffnet
In der Sülchenkirche finden am Sonntagnachmittag um 14.30 Uhr Führungen statt.
Unser digitales Angebot „Schätze aus der Sülchenkirche“ führen Sie weiterhin digital in die Welt des frühmittelalterlichen Sülchen ein.
Seit etwa 1.500 Jahren dient Sülchen als Begräbnisort. Die bei den jüngsten archäologischen Grabungen (2011–2017) entdeckten Funde sind herausragende Zeugnisse der christlichen Frömmigkeit – vom Frühen Mittelalter bis ins Barock.
Ihre Bedeutung erhält die Kirche (Mitte 15. Jh.) auch durch die Nutzung als Bischöfliche Grablege seit 1869. Die historische Gruft wurde im Zuge der letzten Restaurierung aufgegeben, um damit die Reste zweier Vorgängerbauten (um 1000 / 1120/30) für die Besucher zugänglich zu machen.
Die neue Gruft – ein in Stampflehm ausgeführter Andachtsraum unter dem Kirchenlanghaus – wurde vom Bregenzer Architekturbüro Cukrowicz Nachbaur entworfen. Der Reiz der Architektur liegt im Spannungsverhältnis der zeitgenössischen Ästhetik und der tiefen historischen und religiösen Symbolkraft.
Das Diözesanmuseum macht die historische Bedeutung und die Vielfalt an Nutzungen Sülchens in einem jährlichen Sonderführungsprogramm erlebbar. Auch Kinder sollen den Reichtum des Ortes auf anschauliche Weise vermittelt bekommen. Daher bietet das Museum auch spezielle Termine für unsere jungen Besucher an.
Wir laden Sie ein zu einem virtuellen Rundgang
Öffentliche Führungen und Veranstaltungen
Dauer: ca. 60 Minuten
Termine: für gewöhnlich Sonntag, 14.30 Uhr
Treffpunkt: Hauptportal Sülchenkirche
Eintrittspreis:
Erwachsene: 5,– Euro
Erwachsene (erm.) und Schüler:innen ab 12 Jahre: 3,– Euro
Kinder bis 12 Jahre frei
Es wird gebeten, das Eintrittsgeld vor Ort passend bereitzuhalten.