Glauben formen, Pracht gestalten

Wie durch Stoffe und Kleidung theologische Inhalte vermittelt werden, darum geht es in der dieser Ausgabe von „Alpha und Omega“.

Kleider machen Leute – und erzählen manchmal auch etwas über den Glauben der Menschen. Das ist Thema einer großen Mode-Ausstellung im Diözesanmuseum in Rottenburg am Neckar – und in „Alpha & Omega – Kirche im Gespräch“.

Prächtige Gewänder von Heiligen sind auf vielen Bildern zu bestaunen. Wie durch diese Stoffe theologische Inhalte vermittelt werden und Textilien das Heilige sozusagen greifbar machen, berichtet die Museumsleiterin Melanie Prange.

In Kooperation mit der Hochschule Pforzheim gestalteten außerdem für die Ausstellung Mode-Studierende zu bestimmten Kunstwerken eigene Kollektionen sowie liturgische Gewänder der Zukunft. Dabei wird deutlich, dass Religion und Mode vieles gemeinsam haben, wie die Pforzheimer Professorin Sybille Klose in der Sendung erläutert.

Sendung ansehen

Die von KiP-TV produzierte Sendung „Glauben formen, Pracht gestalten“ wurde erstmals am 30. April 2022 ausgestrahlt. Diese und weitere Folgen von „Alpha und Omega“ finden Sie auf dem YouTube-Diözesanmuseumskanal.

Im Gespräch über sakrale Kunst und textile Botschaften: Prof. Sybille Klose von der Pforzheimer Fakultät für Gestaltung, Dr. Melanie Prange, Leiterin des Rottenburger Diözesanmuseums, und Moderator Christian Turrey.

Bild: KiP-TV


Kooperation mit der Hochschule für Kirchenmusik

Bedeutungsvoll

Ab dem 11. April wird im neu gestalteten Foyer der Rottenburger Hochschule für Kirchenmusik die Glas- und Eisenskulptur „Bedeutungsvoll“ von Susanne Röwer zu sehen sein. Das 2021 entstandene Kunstobjekt wurde vom Diözesanmuseum für das neue Tätigkeitsfeld „Zeitgenössische Kunst und Kunstvermittlung“ erworben. Dieser Bereich widmet sich Künstlern der Gegenwart, vermittelt ihre Werke und bringt sie in einen Dialog mit der christlichen Ikonographie vergangener Kunstepochen. Die Hochschule wird solche modernen Museumsstücke künftig regelmäßig präsentieren und so in ihren Räumen einen Begegnungsort  auch für die bildende Kunst schaffen.

Röwers Skulptur wird zum ersten Mal in Rottenburg gezeigt. Die Künstlerin, die mit ganz unterschiedlichen Gattungen wie Metall, Glas, Stein oder Papier arbeitet und international ausstellt, verbindet die Werkstoffe auf eindrucksvolle Weise. Auch das Rottenburger Kunstobjekt, ein Fremdkörper im minimalistischen Foyer, lässt den Besucher innehalten. Fast organisch scheint es über einem flachen Sockel zu schweben, aufzusteigen, zu kriechen. Eisenwindungen, mit spitzen Dornen versehen, bilden über drei tastenden Fühlern einen Ring; darin eine rötliche Blase aus Glas. Tief schneiden die Dornen in die durchscheinende Oberfläche, als müsste sie jeden Augenblick zerspringen. Gleichzeitig passt sich die Blase den Dornen an, umschließt sie teilweise, scheint zu wabern und zu pulsieren.

Die erste Assoziation, die dem Betrachter in den Sinn kommt, ist vermutlich die Dornenkrone. Sinnbild höchsten Leidens, der Verspottung Christi, aber auch Auszeichnung und Symbol seines Königtums, seiner Allmacht. Die Krone heißt im Lateinischen „corona“, ein heute omnipräsenter Begriff mit ganz anderer Bedeutung. Auch Corona ist für viele Menschen zu einem Symbol für Leid geworden, lässt nach wie vor aber auch viele Menschen über sich hinauswachsen, zeichnet sie aus. In der Skulptur verbinden sich Sinnbilder und Sichtweisen; Eisen und Glas, Härte und Zerbrechlichkeit, beide im Feuer geformt, begegnen sich in lebendigem Zusammenspiel. Die Skulptur regt zum Nachdenken an und eröffnet dem Besucher Bedeutungsvolles, in der Karwoche und darüber hinaus.

Um eine Anmeldung im Sekretariat (Tel.: 07472/169-820) zur Besichtigung der Skulptur wird gebeten.


9. Rottenburger Kulturnacht

Wach bleiben!

Das Diözesanmuseum Rottenburg beteiligt sich auch dieses Jahr an der Gestaltung der Kulturnacht in Rottenburg.
In Kooperation mit der Diözesanbibliothek findet um 17 Uhr ein Vortrag von Dr. Christian Seitz statt. Unter dem Titel „Theologie und Naturwissenschaft im Streit“ wird der fruchtbare Austausch zwischen den Disziplinen beleuchtet.
Im Anschluss finden zwei Konzerte des Vokalensembles TonArt statt. Weltliche sowie geistliche Musik wird dabei bunte Klangteppiche in den Räumen des Museums entfalten.

Melden Sie sich direkt an:


Das Diözesanmuseum gestaltet den Katholikentag mit

Katholikentag 2022 in Stuttgart

Das Diözesanmuseum gestaltet mehrere Kulturveranstaltungen auf dem Katholikentag mit. Es lohnt sich also um so mehr, Ende Mai nach Stuttgart zu kommen. Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist über die Tickets zum Katholikentag möglich.

Veranstaltungen des Diözesanmuseums auf dem Katholikentag


Adoratio - ein Ausstellungsrückblick

Schlussansprache zur Finissage von Dr. Melanie Prange

Liebe Besucherinnen und Besucher des Diözesanmuseums,

der schwarze König an der Krippe war das Thema unserer diesjährigen Weihnachtsausstellung. Ein Thema, das aus heutiger Perspektive Fragen aufwirft, und das wir auf möglichst vielfältige Weise betrachtet haben.

Ausgangspunkte hierfür waren die Gemälde unserer Sammlung: drei mittelalterliche Darstellungen und drei barocke Bildwerke.

Sie erhielten in unserer  Dauerausstellung eine neue Akzentuierung durch die Einbringung in farbige Nischen. Vor dem frischen Grün fingen die Bilder neu zu leuchten an, was noch einmal verdeutlicht, dass diese Kunst für ein farbiges Umfeld gedacht war.

Ergänzt wurden unsere historischen Darstellungen durch ein prominentes modernes Werk: Das Dreikönigsbild von Otto Dix aus dem Museum am Dom in Würzburg. Das Konzept, unsere alten Kunstwerke mit modernen Interpretationen ins Gespräch zu bringen, werden wir zukünftig unter dem Begriff der „Intervention“ weiter verfolgen. Denn es zeigt, wie sich die künstlerische Sicht auf Dinge im Laufe der Jahrhunderte verändert hat, aber auch was über die Zeit tradiert wurde und was bis heute zu unseren Sehgewohnheiten gehört. So fällt auf, dass Otto Dix, der Vertreter der neuen Sachlichkeit, in seiner Spätphase wieder zu traditionellen christlichen Themen zurückfand und diese in einer expressionistisch-visionären Bildsprache umsetzte.

Wie stellen die Bildwerke nun den schwarzen König dar?

Eine wesentliche Erkenntnis unserer Ausstellung ist, dass wir jede bildliche Interpretation im Detail betrachten müssen. Denn selbst, wenn Kunstwerke aus der gleichen Epoche und derselben Region stammen, lassen sich trotz fester ikonographischer Formeln doch feine Unterschiede finden, die eigene Akzente setzen und auch vom schwarzen König jeweils ein individuelles Bild zeichnen.

In der ersten Anbetung, entstanden im Schwaben des
15. Jahrhunderts, wird die Szene vor einem prächtigen Goldgrund dargestellt. Wir üblich hat sich der älteste und weiseste König niedergekniet, während die jüngeren stehen. In dieser Darstellung fällt auf, dass beide jungen Könige exotische Motive aufweisen. Der Mittlere trägt unter seiner Krone eine phrygische Mütze, also eine Kopfbedeckung, die in der Antike von dem indogermanischen Volk der Phryger getragen wurde und die in den frühesten Darstellungen der drei Könige als deren Herkunftsnachweis zu finden ist. Der bartlose König ganz rechts trägt einen Turban mit langem Tuch sowie einen aufwändigen Dolch. Seine Hautfarbe ist nicht schwarz, sondern braun, weswegen der König als Orientale gedeutet werden kann. Diese bildliche Umsetzung verdeutlicht, dass die drei Könige nicht immer pauschal als Repräsentanten der im Mittelalter bekannten Kontinente – Europa, Asien und Afrika – gedeutet werden können. Vielmehr scheint es hier darum gegangen zu sein, zum einen der Andersartigkeit der Könige, zum anderen ihrer Herkunft aus dem Osten bildlich Ausdruck zu verleihen.

Eine beeindruckende, von der Kunst Martin Schongauers beeinflusste Anbetungsszene stellt im Hintergrund eine mittelalterliche Stadt dar, die das Geschehen in die Gegenwart der Betrachter holte, wie auch die Gewänder der beiden jüngeren Könige. Sie zeigen im Gegensatz zur zeitlosen Figurengruppe links mit Maria, Jesus und dem alten König, eindeutig Details burgundischer Hofmode. Die Lebensalter sind hier sehr deutlich voneinander abgesetzt. Der jüngste König besitzt hier eine schwarze Hautfarbe. An seiner Seite hängt ein großes Krummschert, das jedoch in Anbetracht der kindlichen Gesichtszüge kaum als bedrohliche Waffe wahrzunehmen ist.

Wieder anders erscheint der schwarze König im Bild des Meisters des Riedener Altars. Uns begegnet ein junger Mann von imposanter Statur und mit schönem, maskulinem Gesicht. Er trägt eine Rüstung und legt seine Hand  selbstbewusst auf den Knauf seines Schwertes – als wolle er sich in Anbetracht des neuen Königs seiner Stärke und Macht rückversichern. Mit Körperpose, Waffenausstattung und Rüstung repräsentiert dieser König am deutlichsten den spätmittelalterlichen Adel. Er schlug als erkennbarer Zeitgenosse eine Brücke zwischen den Betrachtern und dem heilgeschichtlichen Bildinhalt und diente dem Künstler zugleich als Möglichkeit, Luxus, Sinnlichkeit und Fernweh auf eindrucksvolle Weise zu schildern.

In einer ruinösen antiken Architektur zeigt ein barockes Flügelaltärchen aus den Niederlanden die adoratio. Anders als noch im Mittelalter ist die Bildkomposition nicht mehr linear. Die Könige stehen nicht in einer Reihe, sondern sind um die Heilige Familie herum gruppiert. Ihr Altersunterschied ist längst nicht mehr so deutlich herausgearbeitet wie in den älteren Werken und alle drei tragen Waffen. Aber auch hier gibt es noch einen König mit dunkler Hautfarbe. Er ist dem Betrachter zugewandt und führt ein großes Gefolge an, dem er den Weg zum Heiland weist. Kompositorisch zeigen alle Zepter der Könige auf das Jesuskind, den neuen Herrscher der Welt.

Auch das zweite Gemälde des 17. Jahrhunderts stellt den schwarzen König als Anführer eines Gefolges dar. Im Gegensatz zu den anderen Anbetungen der Ausstellung hat dieses Bild trotz seiner frohen Botschaft jedoch auch etwas Beklemmendes und in Teilen Bedrohliches. So ist in der linken, unteren Bildecke ein bellender Hund dargestellt, das Königsgefolge ballt sich zu einer undurchdringbaren Menschengruppe zusammen, die das Kind durchaus kritisch beäugt. Eventuell wollte der Künstler schon weitere Szenen aus dem Leben Jesu thematisieren; zumindest erinnert die Darstellung in mancherlei Hinsicht an die Gefangennahme Jesu. Für unsere Fragestellung interessant ist, dass sich genau über dem schwarzen König drei Lanzen erheben und es seine Person ist, in der die militärischen Anspielungen im Bild ihren Höhepunkt finden.

Kann man also sagen, dass die Darstellungen des schwarzen Königs im Zuge des Kolonialismus  seit dem 17. Jahrhundert tendenziell negativer  wurde? Zweifellos gibt es diese Tendenzen, aber pauschalisieren lässt sich auch hier nichts. Denn die Interpretation von Johannes Zick aus dem Jahr 1748 verleiht dem schwarzen König wieder eine positive und wichtige Rolle im Bild. Er dient dem Betrachter als Mittlerfigur und führt ihn auf das Geschehen im Stall hin, das hier durch Wolkenbänke und Putten die Anmutung einer himmlischen Vision erhält. Durch Lichtführung, Blicke und Berührungen sind alle Personen innig miteinander verbunden und es ist der schwarze König, der auch uns an diesem Geschehen teilhaben lässt.

Nicht nur der Farbkanon seinen Bildes lässt vermuten, dass Otto Dix derartige Bilder wie jene von Johann Zick vor Augen standen, als er seine Anbetungsszene malte. Auch sie vermittelt uns den Einblick in das innige Miteinander der Personen und in eine eigene, überirdische  Sphäre. Und auch Dix verweist schon auf das, was auf die Geburt des Messias folgte, denn die Geschenke der Könige tragen bereits das Kreuz als Bekrönung.

Dieser kurze Gang durch die Ausstellung zeigt, wie wichtig es ist, die Kunstwerke vor dem Hintergrund ihrer Zeit zu deuten und immer differenziert zu betrachten.

Ihnen allen noch einmal herzlichen Dank für Ihren Besuch und Ihr Interesse an unserer Ausstellung „adoratio. Der schwarze König an der Krippe“.

 

Ihre Melanie Prange

Rückblick auf das Begleitprogramm von Dr. Daniela Blum

Das Begleitprogramm zu unserer Weihnachtsintervention war vielfältig. Wir hatten neben der Kinderführung und dem Frauengespräch drei Veranstaltungen, die verschiedene Perspektiven auf das Thema des schwarzen Königs an der Krippe geworfen haben. Der Historiker Dr. Christoph Mauntel hat am Dreikönigstag über die Heiligen Drei Könige im Mittelalter referiert, der Philosoph und Theologe Dr. Sebastian Pittl hat postkoloniale Perspektiven auf das Thema entwickelt und schließlich gab es am vergangenen Sonntag ein Gespräch mit dem ehemaligen Präsidenten des Kindermissionswerks Die Sternsinger, Dr. Klaus Krämer und einem afrikanischen Priester, Dr. Gonzaga Lutwama Mayanja. Unsere Erkenntnisse fasse ich in drei kurzen Abschnitten zusammen:

  1. Der schwarze König ist anders.

Schon früh hat die christliche Deutung aus den Sternsingern aus dem Osten, von deren Besuch der Evangelist Matthäus erzählt, Könige gemacht, und zwar drei. Die christliche Traditionsbildung hat die drei Könige mit drei Kontinenten, also mit der ganzen damals bekannten Welt, identifiziert; mit der Völkerwallfahrt zum Zion, die das Alte Testament verheißt; aber auch mit den drei Söhnen Noahs, von denen einer, Cham, vom Vater verflucht wurde. Diese drei bilden in der mittelalterlichen Tradition eine Varianz ab, drei Lebensalter, drei verschiedene Kleidungsstile. Der hinterste König war in dieser Varianz noch einmal anders, er hat in der deutschsprachigen Kunst seit dem 15. Jahrhundert eine dunkle Hautfarbe. Aber auch in anderen Ländern war er gerne derjenige, der exotisch dargestellt wurde, in der italienischen Kunst etwa hatte er gerne blondes Haar und blaue Augen – im Gegensatz zu seinen braunhaarigen Kollegen. Der schwarze König war in der spätmittelalterlichen Kunst das fashion victim: Er trug elegante burgundische Hofmode und Waffen. Insofern bildete er die spätmittelalterliche Adelswelt am eindrücklichsten ab, ohne Waffen nämlich hätte kein Adeliger seinen Hof verlassen. Der Schwarze war insofern und erstaunlicherweise der am besten inkulturierte König innerhalb des Herkunftsmilieus dieser Bilder.

  1. Es hängt viel davon ab, wie man Andersheit, Alterität deutet.

In dem schwarzen König kann man viele Traditionslinien erkennen. Im 19. Jahrhundert gab es in Amerika die Tradition, einen Mitspieler im Kabarett schwarz zu schminken. Als eine Art Clown und Tollpatsch trat er auf der Bühne auf. Diese Verulkung schwarzer Menschen steckt hinter dem Vorwurf des Blackfacing, ein Vorwurf, der auf manchen schwarzen König in Krippen und Bildern aus der Kolonialzeit durchaus zutrifft. Auch der schwarze Piet, der niederländische Begleiter des Nikolaus und eine Art gewaltbereiter Knecht Ruprecht, wurde schwarz und mit roten Lippen geschminkt. Man muss diese schwierigen Traditionslinien aber nicht im schwarzen König an der Krippe sehen. Vielmehr gibt es, wie ich dargestellt habe, eine jahrhundertealte Tradition in der christlichen Kunst, die unterschiedliche Menschen an der Krippe versammelt wissen will. Diese integrierende, einladende Geste, also eine positive Deutung von Andersheit, sollten wir neu lesen lernen. Dort aber, wo Darstellungen rassistisch sind oder die Traditionsbildung problematisch, etwa in der Identifizierung des schwarzen Königs mit dem verfluchten Sohn Noahs, sind sie als solche zu benennen und zu diskutieren.

  1. Menschen sind mehr als ihre Hautfarbe, Kunst ist mehr als Hautfarbe.

Wir haben viel über Hautfarbe in dieser Ausstellung gesprochen und dabei festgestellt, dass sie in der Debatte um den schwarzen König manchmal verabsolutiert wird, und zwar von beiden Seiten. Wo ein linker Diskurs aus dem angloamerikanischen Milieu den Blackfacing-Vorwurf erhebt und jede Form eines dunkelhäutigen Königs als rassistisch versteht, fokussiert sie genauso auf die Hautfarbe wie die rechtskonservativen Stimmen, die auf dem Erhalt jeder europäischen Traditionslinie bestehen, selbst da, wo sie rassistisch gemeint war und heute als solche erkennbar ist. In afrikanischen Krippen wiederum, da haben wir gelernt, sind oft alle Krippenbesucher schwarz, nur Jesus und Maria sind meist weiß. Eine Fokussierung auf die Hautfarbe allein macht keinen Sinn. Auch hier darf es Unterschiede geben, so wie Menschen unterschiedliche Hautfarben haben.


Finissage | »To Know A Form, You Have To Work It«

Künstler: Frederick D. Bunsen
Referent: Prof. Dr. Dirk Baecker, Lehrstuhl für Kulturtheorie und Management, Universität Witten/Herdecke

Eine Aufzeichnung der Online-Finissage können Sie hier direkt auf unserer Seite oder im Youtube-Kanal des Diözesanmuseums Rottenburg ansehen.


„Ante saecula“ – Liturgische Musik aus dem frühen Mittelalter

Zur Finissage der Ausstellung „In unserer Erde. Grabfunde des Frühen Mittelalters im Südwesten“ präsentiert die Schola Cantorum am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Tübingen unter Leitung von Prof. Dr. Stefan Morent im Livestream ein kleines Programm, das ursprünglich zur musikalischen Umrahmung der Vernissage der Ausstellung vorgesehen war.

Zwar ist aus der Zeit der Grabungsfunde aus dem frühen Mittelalter keine direkte schriftliche musikalische Überlieferung erhalten, der Prozess der einsetzenden Christianisierung führt aber auch im deutschen Südwesten schnell zur Etablierung religiöser Zentren, wie dem Inselkloster Reichenau im Bodensee oder dem Kloster St. Gallen. Aus ihnen stammen auch mit die frühesten musikalischen Quellen zum liturgischen Gesang, dem so genannten Gregorianischen Choral, die sowohl die Feier der Messe als auch des Stundengebets prägten und strukturierten.

Die Kontaktflächen zwischen heidnischen Traditionen und Christianisierung reflektiert das „Georgslied“, das in althochdeutscher Sprache zwar das Vorbild des Heldenepos erkennen lässt, es aber christlich überformt. Es entstand wohl nicht auf der Reichenau, korrespondiert aber mit der Verehrung des Heiligen dort.

Nach St. Gallen führt zum Schluss die Weihnachtssequenz von Notker Balbulus, dem „Stammler“, der dort als wortmächtiger Dichter-Musiker im späteren 9. Jh. wirkte.

 

Künstler

Schola Cantorum
am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Tübingen
Ltg.: Prof. Dr. Stefan Morent
Sänger: Michael Braunger, Alexander Goossenns, Stefan Morent, Samuel Schick, Tilo Schmid-Sehl, Janis Tortora

Programm

  • Introitus Statuit ei dominus
  • Kyrie in summis
  • Georgslied
  • Alleluia Dies sanctificatus
  • Notker Balbulus (840–912): Sequenz Natus ante saecula

(sämtliche Transkriptionen und Arrangements aus den mittelalterlichen Handschriften von Stefan Morent)

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Eine Aufzeichnung der Online-Finissage können Sie hier direkt auf unserer Seite oder im Youtube-Kanal des Diözesanmuseums Rottenburg ansehen.


Liederabend – Livestream

„Der Seele lange Reise“

Das Leben erzählt die unterschiedlichsten Geschichten. Das Gefühl von Heiterkeit, Liebe, Schmerz und Leid jedoch ist allen gemein. Betrachten Sie selbst als Zuhörer*in das Lyrische Ich bei Liedern von Schubert, Schumann, Mahler u. a. und begleiten Sie es durch unterschiedliche Lebenssituationen, mündend in die gottgeschenkte Ankunft in des „Heilands Wohnung“, das Paradies.

Musikalische Gestaltung:
Andreas Großberger, Tenor
Jens Wollenschläger, Klavier

Dauer: ca. 45 Minuten

Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Eine Aufzeichnung des Livestreams vom 05.06.2021 finden Sie hier.

Andreas Großberger, Tenor

Prof. Jens Wollenschläger, Klavier


Kapellengespräche

Im Kapellengespräch von Eckhard Raabe mit Dr. Melanie Prange geht es um die vielen neuen Online-Angebote des Diözesanmuseums, die in der Coronazeit entstanden sind, sowie um die aktuellen Ausstellungen, die jetzt wieder zugänglich sind.
Auch die Bedeutung von sakraler Kunst überhaupt kommt zur Sprache – besonders in Hinblick auf die Frage, wie zeitgenössische Kunst in historische Kirchenräume integriert werden kann.

 

Foto: Sara Opic, „Die Zuhörerin“, Figur aus Lehm und Stroh, Installation aus Anlass des 500-jährigen Kirchenjubiläums von St. Martin in Leutkirch im Allgäu 2019, (Fotos: Heiko Grandel, Augsburg) / http://www.saraopic.com/.